Tiersitter: Angebote im Vergleich

Auf unserer Seite „Alternativen“ haben wir bereits auf die Möglichkeit hingewiesen, daheim bleibende Haustiere einem Tiersitter zu überlassen. Wir wollen in diesem Beitrag die wesentlichen Angebots-Seiten zu diesem Thema mal vergleichen und auf Stärken und Schwächen hinweisen.

Tier-Sitter - Gassi gehen

Gassi gehen, Füttern und Knuddeln gehört zu den Tugenden eines guten Tiersitters

 

Wer sich einmal mit dem Gedanken angefreundet hat, seinen Hund, die Katze oder den Goldfisch einem mutmaßich Fremden zu überlassen, findet im Internet unter dem Stichwort „Tiersitter“ eine Fülle an Plattformen. Wir vergleichen drei Angebote und schauen uns kritisch an, wie diese gestaltet sind, was sie gegebenenfalls kosten und wie seriös die Angebote sind.

1. Betreut.de

Betreut.de - Screenshot

Die Seite mit dem Slogan „Wir helfen Familien“ vermittelt nicht nur Tiersitter, sondern u. a. auch Nachhilfelehrer sowie Seniorenbetreuer. Auf einer professionellen Oberfläche gibt man zunächst (wenn man sich nicht direkt registrieren möchte) seinen Ort oder die Postleitzahl ein. Wir wählen „Berlin“ und probieren es aus: Prompt schlägt uns „Betreut.de“ ein paar Betreuer-Profile vor, die für uns interessant sein könnten – unterteilt in Premium- und Nicht-Premium-Mitglieder (der Unterschied erschließt sich auf den ersten Blick nicht). Positiv: In einer erweiterten Suchmaske können wir bestimmte Einschränkungen vornehmen und zum Beispiel nach Französisch-sprechenden Tiersittern filtern, die Katzen betreuen. Um mehr Informationen über die einzelnen Personen zu erhalten müssen wir uns ein kostenloses Konto einrichten. Anschließend erhalten wir jede Menge Details, zum Beispiel zur Erfahrung und Qualifikation der Person. Eine übersichtliche Tabelle gibt die Verfügbarkeit des Tiersitters an, per Button können wir mit ihm oder ihr Kontakt aufnehmen. Viele Mitglieder geben eine Spanne für ihren Stundensatz ein, bei einer Hundebetreuung lag diese in unserer Stichprobe häufig bei 7-10 Euro pro Stunde.

Insgesamt macht die Seite einen sehr seriösen Eindruck, die einzelnen Profile (zumindest die Top-Treffer) sind sehr ausführlich befüllt und vermitteln einen guten Überblick über die Tiersitter. Viele Mitglieder haben ein Foto und einen kurzen persönlichen Text hinterlegt, was bei einer möglichen Kontaktaufnahme auf jeden Fall hilfreich ist.

So weit, so positiv. Und das funktioniert nun alles kostenlos? Oben wies ich ja darauf hin, dass die Anmeldung nichts kostet. Wir werfen einen Blick in die AGB der Seite und sofort fällt uns „§4 Preise“ auf. Dort heißt es in Absatz 7:

(7) Möchte der Service-Suchende die Datenbank vollständig und ohne Einschränkungen nutzen, die eingehenden Nachrichten lesen und auf diese antworten, so kann er dies nur als zahlender Nutzer (Premium-Mitgliedschaft). Zur Freischaltung solcher entgeltlichen Dienste akzeptiert der Nutzer die damit verbundene Zahlungsverpflichtung durch das Klicken auf ein dann angezeigtes Bestätigungsfeld.

Und in §5, Absatz 2 ist von einem „kostenpflichtigen Dienst“ die Rede, der sich „um den jeweils gebuchten Zeitraum (Abo) automatisch“ verlängert, wenn er nicht gekündigt wird. Das hört sich nun schon problematischer an, wir wagen den Selbstversuch und starten die Registrierung. Neben persönlichen Daten erfragt die Seite u. a. auch gleich, die Betreuung welcher Tiere wir wünschen und wie viel wir pro Betreuuer-Stunde maximal ausgeben möchten. Dann aber endlich des Pudels Kern: Wir können zwischen einem „Basic“- und einem „Premium“-Paket wählen. Ersteres ist kostenlos, wir können aber keine Tiersitter anschreiben – das geht nur mit der „Premium“-Variante:

Betreut.de - Preise

35,00 Euro für einen Monat? Für einen Studenten, der nur mal für einen Urlaub eine Tierbetreuung sucht, ist das ganz schön happig. Und erneut fällt auf den zweiten Blick das Abo-Modell der Plattform auf: „Alle Mitgliedschaften verlängern sich automatisch, bis sie gekündigt werden„. Dieses Modell halte ich für ausgesprochen problematisch, zumal Betreut.de diese Bezahl-Informationen erst im letzten Registrierungsschritt offenlegt und ansonsten auf vielen Unterseiten suggeriert, das Angebot sei kostenlos. Für mich will zudem ein Abonnement nicht zum Angebot passen – in der Regel sucht man meiner Ansicht doch eher punktuell und nicht regelmäßig nach einem Tierbetreuer.

2. Tiersitterzentrale

Tiersitterzentrale - Screenshot

Der erste Eindruck: So sollte eine Website im Jahr 2014 nicht mehr aussehen. Das Design wirkt enorm altbacken, die zentralen Informationen bekommt der Besucher erst auf den dritten Blick. Vielleicht überzeugen ja die inneren Werte, wir starten also wieder einen Testlauf und suchen eine  Betreuung für Berlin. Die Seite zeigt uns eine Liste möglicher Tiersitter und gibt gleich ein paar Basisinfos über die Person und ihr Angebot. Positiv: Die Plattform hat ein eigenes Bewertungssystem, durch das man theoretisch besonders gute oder besonders schlechte Betreuer identifizieren könnte – leider finden wir in unserem Versuch nicht ein einziges Profil, das bereits eine Bewertung erhalten hat. Mehr Informationen über die Personen bekommen wir erst nach Anmeldung (also wie bei Betreut.de). Wo wir uns registrieren können finden wir erst nach längerer Suche, dann stoßen wir aber sogleich auf den wichtigen Hinweis: Eine Registrierung ist zwar kostenlos. Um Kontakt mit den Tiersittern aufzunehmen müssen wir aber ein kostenpflichtiges Abonnement abschließen. Die Konditionen sind wie folgt:

Tiersitterzentrale - Abo-Preise

Die Abonnements laufen automatisch aus, nur die 12-Monats-Abos „verlängern sich automatisch und kostenlos um drei Monate, wenn Sie während der gesamten 12 Monate nicht einen [sic!] einzigen Tagesmutter gefunden haben.“ Tagesmutter? Wollten wir nicht einen Tiersitter? Nun, das erklärt sich rasch: Die Plattform vermittelt nämlich nicht nur Tierbetreuer, sondern u. a. auch Babysitter und eben Tagesmütter. Einen seriösen Eindruck hinterlässt das alles nicht, bei der Registrierung besteht die Seite auch auf die Angabe einer Telefonnummer und bietet gleich großzügig die freiwillige Angabe von Skype-Namen und Facebook-Account an – ungewöhnlich und meiner Meinung nach problematischer Daten-Hunger.

3. Hallo Haustier

hallohaustier.de - Screenshot

Der erste Eindruck ist positiv, die übersichtliche Seite gibt mir direkt die Möglichkeit, einen Tiersitter in meinem Gebiet zu suchen und verspricht zudem eine kostenlose Nutzung sowie eine schnelle Registrierung. Aber der Reihe nach, zunächst suchen wir wieder im Stadtgebiet Berlin einen Tiersitter. Die erste Enttäuschung kommt rasch: Anders als bei der oben diskutierten Konkurrenz spuckt die Suche nur drei Ergebnisse aus. Sei es drum, wir klicken „Sigrid D.“ an und bekommen eine recht dürre Profil-Seite mit wenigen Informationen angezeigt. Kontakt aufnehmen können wir erst nach der Anmeldung. Also auf zur Registrierung: Lediglich Name, E-Mail-Adresse und Passwort verlangt die Plattform, natürlich müssen die Geschäftsbedingungen der Seite akzeptiert werden – aber nicht nur diese, denn mit dem AGB-Häckchen akzeptiert man gleichzeitig, dass der Betreiber einem Werbung sendet: „Der Zusendung von weiteren Infomails und News zu meiner Registrierung stimme ich hiermit in jedem Fall zu.“ Von möglichen Kosten ist hingegen keine Rede, dabei gibt es in den AGB den Punkt „Bezahlsystem, Datenqualität und Vermittlungsleistung„, der für meine Begriffe recht schwammig und auch nur am Rande mit dem Begriff „Zahlung“ operiert. Nach meinem Eindruck beziehen sich diese Ausführungen nicht auf das Verhältnis Tiersitter-Tierhalter, sondern wenn dann eher auf weiterführende Angebote der Plattform (die unter anderem mit diversen Shops verknüpft ist). Nach der kostenlosen Registrierung bekomme ich die vollständigen Profile der Tierbetreuer in meiner Nähe angezeigt und kann per Telefon oder Mail Kontakt aufnehmen. Ein wenig ratlos lässt uns der Dienst zurück, die geringe Anzahl an Tiersittern (selbst in Berlin) stimmt eher nachdenklich und so ganz vertrauenerweckend wirkt die Plattform auf uns nach einem tieferen Blick dann doch nicht.

Fazit

Der Vergleich dieser drei Seiten geht natürlich noch nicht völlig in die Tiefe und spiegelt keine Erfahrungen bezüglich der tatsächlichen Betreuung wider. Mir ging es eher darum, aus Sicht eines normalen Tierhalters drei prominent bei Google vertretene Angebote zum Thema Tiersitter zu vergleichen. Mein Fazit fällt eher zwiegespalten aus: Bei Betreut.de, die mit deutlichem Abstand am professionellsten anmutende Seite der getesteten, wirkt das Abo-Bezahl-Modell abschreckend, die automatische Verlängerung der Zahlungen ist aus meiner Sicht eher unseriös und will nicht zu einem Angebot passen, das man in der Regel sicher eher bei Bedarf und nicht kontinuierlich über mehrere Monate nutzt. Das ist insbesondere deshalb schade, weil die Seite ansonsten Vieles richtig macht und zum Beispiel durch sehr ausführliche Tiersitter-Profile einen sehr guten Überblick zu den einzelnen Personen gibt. Die Tiersitterzentrale verschreckt durch ein sehr schwaches Layout und großen Datenhunger. Auch hier schließt man ein kostenpflichtiges Abonnement für die Tierbetreuung ab – die Preise sind hier zwar deutlich niedriger als bei Betreut.de und das Angebot verlängert sich nicht automatisch, aber generell muss ich feststellen, dass man theoretisch eben Geld für eine Leistung bezahlt, die man unter Umständen nicht bekommt (zum Beispiel wenn sich kein geeigneter Tiersitter in der Umgebung findet). Hallo Haustier schließlich scheint komplett kostenlos zu funktionieren, auch wenn wir dafür Werbemails in Kauf nehmen müssen; das Angebot an Tierbetreuern ist aber extrem klein, richtig viel Vertrauen will bei der Seite generell nicht aufkommen.

Ansonsten lautet mein abschließender Tipp: Schaut euch unbedingt immer die Geschäftsbedingungen an, bevor ihr euch registriert! Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass dieser Hinweis oft in den Wind gesprochen ist – ich selber akzeptiere viel zu oft blind die AGB – aber gerade bei scheinbar kostenlosen Angeboten ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten.

Vielleicht habt ihr ja bereits Erfahrungen mit diesen oder anderen Plattformen gemacht – ich freue mich über Kommentare!

1 Antwort
  1. H. Brang
    H. Brang says:

    Grüß dich Georg,

    Es wundert mich warum hier niemand geantwortet hat. Naja.. Ich jedenfalls freue mich sehr, diesen Artikel gefunden und gelesen zu haben. Denn ich war kurz davor mich bei Tiersitterzentrale.de zu registrieren. Aber ich bin jemand der die AGBs liest und bin eben stutzig geworden und wollte mich erstmal nach Erfahrungsberichten umhören.
    Ich werde mich dort nicht anmelden, wegen der Gebühren, die so verschleiert worden sind und zudem eventuell noch völlig erfolglos wären.

    Deshalb also vielen Dank für die Infos.

    Ich hab jetzt überlegt einfach dort, wo Leute mit ihren Hunden gerne Spazieren gehen kleine Aushänge zu machen. Vielleicht klappts auch so.
    Oder an diverse öffentliche Pinnwände.

    Liebe Grüße

    Antworten

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